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Stadtcasino Basel

Planung / Projekt: Herzog & De Meuron

Ausführung / Bauleitung: Ritter Giger Schmid

Stadtcasino Basel, Erweiterung Musiksaal

 

Der Musiksaal wurde im Jahre 1876 vom bekannten Basler Architekten J.J. Stehlin-Burckhardt im Auftrag der Casino-Gesellschaft erbaut. In seinen "architektonischen Mitteilungen" schreibt er über den Musiksaal u.a.:

"Bei der Ausarbeitung des Projektes erhielt der Saal ohne weitere Absicht 21 m Breite, 36 m Länge und 15 m Höhe. Erst später, als diese Dimensionen auch in anderen Konzertsälen Anwendung fanden, wurde der Verfasser darauf aufmerksam gemacht, dass die Länge gleich der Breite und Höhe ist und dieses arithmetische Verhältnis der drei Raumdimensionen vielleicht zu den hervorragenden akustischen Eigenschaften des Saals in Beziehung stehen dürfte." Und weiter: "So vorteilhaft grössere Räume ohne Stützpunkte vom musikalischen Standpunkt aus sein mögen, so wenig können sie hinsichtlich des Raumverhältnisses, welches ungefähr das einer Reitbahn oder einer Scheune ist, befriedigen. Hier muss also die architektonische Behandlung nachhelfen, um dem Raum eine seiner Bestimmung entsprechende Physiognomie zu verschaffen. In unserem Saal ist dies durch die in den vier Ecken angeordneten Säulenstellungen wenigstens einigermassen erreicht worden. Indem sie die weitgespannte Decke zu stützen scheinen, wird das Raumverhältnis veredelt, in die träge Masse der Wände eine organische Gliederung gebracht und dem Saal ein festlicher Ausdruck gegeben." Und zum Äusseren: "... Wie es seine Bestimmung verlangte, ist der Musiksaal nur mit wenigen Fenstern versehen, weshalb auch seine äussere Erscheinung hinsichtlich der Massenverhältnisse in keiner näheren Beziehung zum Stadtcasino-Gebäude (altes Stadtcasino von Melchior Berri) stehen konnte. Immerhin liess sich in der Disposition der Hauptlinien eine gewisse Zusammengehörigkeit mit dem Stammhaus andeuten, durch die Gliederung der Fassade und ihre Behandlung in den spielenden Formen des Barockstil auch dafür zu sorgen, dass das Stadtcasino mit seinen schlichten Formen nicht herabgedrückt, sondern eher gehoben werde."

 

Diese Äusserungen tönen recht bescheiden, wenn man bedenkt, dass inzwischen Kunsthistoriker Stehlin in die Reihe der Architekten von nationaler Bedeutung stellen.

Im Standardwerk von Prof. W. Furrer "Raum- und Bauakustik, Lärmabwehr" (Basel/Stuttgart 1956/1961) wird der Musiksaal in die Zahl der international bekanntesten Konzertsäle aufgenommen. Prof. Furrer schreibt: "Der Musiksaal des Stadtcasinos in Basel und der heute leider zerstörte Gewandhaussaal in Leipzig sind beide durch ihre vorzüglichen, akustischen Eigenschaften bekannt. Die Raumform des Musiksaals in Basel ist sehr einfach, im Wesentlichen quaderförmig, doch ist ersichtlich, dass die dem Geschmack des 19. Jahrhunderts entsprechende Ausschmückung des Saals die Diffusität stark erhöht, was unzweifelhaft mit ein Grund für die vorzügliche Akustik ist."

 

Was Stehlin an architektonischen Gestaltungselementen brauchte, um dem Saal eine gewisse Festlichkeit zu geben, entpuppte sich als guter Griff hinsichtlich Raumakustik.

 

Der Hans Huber-Saal ist vom Neffen J.J. Stehlins, dem Architekten Fritz Stehlin-von Bavier, 1905 in diskreter Zurückhaltung dem Musiksaal angegliedert worden. Andererseits ist aus dem Ensemble der alte Berri-Bau des Stadtcasinos verschwunden, das Steinen-Schulhaus musste dem Theaterneubau weichen und an Stelle des alten Theaters ist ein neuer Platz entstanden.

1871/72   

 

   

1874       

 

   

1876

           

1894     

 

 

     

1903      

 

1904/05 

 

  

1905   

 

 

 

 

 

       

1938/39   

 

 

 

 

 

 

 

 

   

1953/56 

 

 

 

     

1965     

     

1967/68   

 

 

 

   

1971   

       

1978/79 

 

     

1979/80 

 

 

     

1987 

1988   

 

 

 

 

       
1997     

      

2016   

       

2017 

 

 

 

 

       

 

2018    

 

 

 

 

 

 

 

 

       

2019 

 

 

 

 

 

          

2020           

Der von Melchior Berri entworfene und 1826 fertiggestellte Konzert- und Festsaal genügt den räumlichen Anforderungen nicht mehr.
J.J. Stehlin d.J. entwirft einen Anbau im Osten mit einem Musik- und Festsaal, der etwa 1300 Personen Platz gibt.

Die Casino-Gesellschaft beschliesst den Neubau des Musiksaals, der Konzerten, Bällen und Feiern dienen soll.

Am 2. Dezember wird der neue Musiksaal eingeweiht. Von Anfang an findet seine Akustik weite Anerkennung.

Anbau eines erdgeschossigen Garderobentrakts auf der Nordseite des Musiksaals, von Fritz Stehlin nach einem Projekt von J.J. Stehlin ausgeführt.
Erste Seiteneingänge.
Einbau der elektrischen Beleuchtung im Musiksaal.

 

Einbau einer Niederdruck - Dampfheizung

Anbau des Hans Huber-Saals und der Künstlergarderoben etc. auf der Ostseite durch Fritz Stehlin.
Anbau der Fassade des ehemaligen Hauses „Zur goldenen Münz“ (1764)

Einbau der ersten Orgel von J. Zimmermann am von J.J. Stehlin vorgesehenen Standort.
Renovation des Musiksaals.
Neue Heizung.
Neues abgestuftes Musikerpodium.


Einbau einer Gipsdecke statt des bestehenden Glasoblichts. (Nach 1905, Zeitpunkt nicht ganz klar)

Abbruch des Berri-Baus wegen einer Strassenkorrektion.
Aufhebung des Durchgangs zwischen dem Restaurantanbau und dem Musiksaaltrakt.
Neubau Restaurant, Festsaal, Foyer und Garderoben mit zurückversetzter Westfassade (heute Boulevard) durch die Architekten Brodtbeck + Kehlstadt, Bräuning + Leu + Dürig.
Zusätzliche Eingänge in den Musiksaal auf der Nordseite.
Vergrösserung des Balkons im Musiksaal auf der Westseite und Einbau von Stützen sowie eines Unterzugs und Schliessen des westlichen Saaleinganges im Parterre.
Neue gepolsterte Bestuhlung.
Zumauern der Fenster bis auf runde Öffnungen auf der Nordseite (Barfüsserplatz) des Musiksaals.

Verbreiterung des Musikerpodiums bis an die Seitenwände des Musiksaals (1953).
Stufen im hinteren Podiumsbereich.
Einbringen von schweren Veloursvorhängen.
Änderung der Bestuhlung.

Zumauern der Fenster auf der Südseite (Steinenberg) des Musiksaals.

Gesamtrenovation des Musiksaals in 2 Etappen.
Einbau von Scheinwerferrohren über dem Orchester.
Neuer Bodenbelag im Parterre (Muhuhu Parkett).
Ersatz der Veloursvorhänge durch einen etwas leichteren Vorhangtyp.
Veränderung der Abluftöffnung in der Decke des Saals und des darüberliegenden Dachaufbaus.

Einbau einer neuen Orgel im Prospekt der ersten Orgel von 1905.

Aussenarbeiten rings um das Stadt-Casino im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Barfüsserplatzes.
Verbindung Barfüsserplatz – Theaterplatz unter dem Steinenberg.

Aussenrenovation des Musiksaals.
Kleine Erweiterung des Musiksaals unter dem Balkon Westseite.
Vergrösserung des Musikerpodiums.

Einbau einer Niedertemperaturheizung in den Räumen des Stadt-Casinos.
Anschluss an das Fernwärmenetz.

Innere Renovation des Musiksaals.
Entfernen, von im Laufe der Zeit angebrachten Accessoires wie z.B. Scheinwerferrohre über Musikern, Elektronikschrank auf Musikerpodium etc.
Neue Bestuhlung mit Klappsitzen.
Einbau eines Behindertenlifts ins Foyer.

Fassadenrenovation Musiksaal Seite Steinenberg.

Letztes Konzert vor dem Totalumbau

 

Rückbauarbeiten, Aushubarbeiten sowie Vorbereitungsarbeiten und umfangreiche, ca. 12 Monate dauernde Rettungsgrabungen durch die archäologische Bodenforschung. Bei der Unterkellerung des Musiksaals wurden Reste des südlichen und westlichen Flügels des Kreuzgangs und ein Teil des Kreuzgartens des Barfüsserklosters freigelegt. Es sind dabei über 260 Skelette gefunden worden. Nebst interessanten Mauerresten, sowie verschiedener Grabsteinfragmente und einer spanischen Goldmünze, wurde auch ein ca. 600 Jahre altes Taufbecken der Barfüsserkirche entdeckt.

 

Erweiterung des Musiksaals des Stadtcasinos Basel
Projekt / Planung: Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Ausführung / Bauleitung: Ritter Giger Schmid Architekten SIA AG

Rohbauarbeiten und Rohinstallationen für den Erweiterungstrakt, sowie für die denkmalgeschützen Baufelder im Hans Huber-Trakt und im Musiksaal-Trakt mit höchster Priorität, die weltberühmte Akustik auf jeden Fall zu erhalten.

Einbau von komplexen haustechnischen Installationen, vor allem im Bereich Heizung / Lüftung, sowie Elektrotechnik / Steuerungen.

Umfangreichste Ausbauarbeiten mit einmaligen Ausbaumaterialien, Ausbaudetails, sowie mit unzähligen Spezialanfertigungen, welche eigens für dieses Bauwerk entwickelt worden sind.

Renovation, Sanierung oder Erneuerung aller bestehenden inneren Oberflächen in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege im Musiksaal, im Hans Huber-Saal, in den Nebenräumen, sowie an allen äusseren Oberflächen.

 

Eröffnung des vollumfänglich erneuerten und erweiterten Stadtcasinos Basel, mit dem hocherfreulichen Resultat, dass die Akustik des weltberühmten Musiksaals sich nach Meinung der Fachexperten sogar noch ein wenig verbessert hat und dem ebenso erfreulichen Resultat, dass die Lüftung im Haus ein angenehmes Klima gewährleistet, sodass zukünftig auch im Sommer Konzerte in guter Raumluft in einer angenehmen Temperatur gewährleistet werden können.

August 2020 / Ritter Giger Schmid Architekten SIA AG

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